Werbekampagne (3) Aufatmen?

Die sechs Radiospots der neuen Werbekampagne sind inhaltlich äußerst problematisch und anfechtbar. Sie sind nachzuhören auf der Herz-Website und wurden in einem Artikel in der Stuttgarter Zeitung bereits kritisch beleuchtet.

Werbespot Nr. 4, zu hören sind tiefe Atemzüge mit Vogelgezwischter. Beginn des ausführlichen Begleittextes:

Aufatmen
Mit 100 Hektar neuen Wohn- und Grünflächen

100 HEKTAR NEUE FLÄCHE – DAVON 20 HEKTAR PARK

Stuttgart 21 bedeutet für Stuttgart mehr Natur und rund 5000 neue Bäumen.
Schlossgarten und
Rosensteinpark werden um 20 Hektar erweitert und von allen Seiten begehbar gemacht. Der Rosensteinpark und das Rosensteinviertel werden direkt miteinander verbunden. Stuttgarts wichtigstes Naherholungsgebiet und  „grüne Lunge“ wird größer und verbindet dann den Stuttgarter Norden mit dem Osten.
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Sehr geehrter Herr Drexler,

die bekannten Argumente in den Radiospots sind die üblichen Schönreden und verschweigen die bösen Kehrseiten. Beispiel Radiospot Nr. 4:

Aufatmen: leider künftig nicht mehr im Stadtzentrum, wenn der Tiefbahnhof den alten Park verdrängt hat. Leider - trotz Parkerweiterung - um netto ganze 6,3 Hektar und keineswegs 20 Hektar - auch nicht im Sommer, wenn die Betonburgen auf A1 und A2 ihre Hitze abstrahlen und die Frischluftzufuhr hemmen. Das ist nicht mehr, sondern weniger Natur!

Verschwiegen wird auch die
Kellerluft im Tiefbahnhof, der teilweise durch die langen Tunnels belüftet werden soll. Wer kann da schon „Aufatmen“? Nehmen Sie mal eine Nase voll im heutigen U- und S-Bahnbereich, wenn Sie von den Kopfbahnsteigen nach unten steigen...

Das „wichtigste Naherholungsgebiet“ Stuttgarts ist der (bei Stuttgart 21 abgeholzte)
stadtnahe Schlossgarten und nicht der abseits gelegene Rosensteinpark. Der ist wirklich groß genug und könnte überdies auch ohne Stuttgart 21 erweitert werden, denn das Bahn-Paketpostamt und ein Teil der Fläche des Abstellbahnhofs stehen zur Verfügung.

Sie rechnen für die 16,3 Hektar neuer Parkfläche 2000 von den angegebenen 5000 Bäumen ("
– immer unter Bezug auf den in Stuttgart in vergleichbaren Flächen bereits vorhandenen Baumbestand – daraus ergeben sich ca. 2000 neue Bäume in neuen Parkflächen,")
Auf den 10 Hektar Schlossgarten stehen ca 280 Bäume. Bei 16,3 Hektar wären das dann keine 500 und nicht 2000 Bäume, die benötigt würden! Sie sagen natürlich auch nicht, wieviel Bäume gepflanzt werden könnten ohne Stuttgart 21.

Verschwiegen werden nämlich die Flächen, die ohne Stuttgart 21
heute schon frei sind wie der Innere Nordbahnhof. Es sind etwa 70% von Stuttgart 21, die zur Stadterweiterung bereit stehen, jedoch nicht erst in 10 plus x Jahren, sondern bereits in nächster Zukunft.

Die Verbindung von Stuttgart Nord und Ost ist heute schon gegeben (im Bereich Mineralbäder/SWR) und die B 14 mit Lärmschutzwand bleibt auch bei Stuttgart 21 von der Schwabengarage bis zum Tunnelmund eine Trennung. Eine mögliche Teilbebauung im Bereich Abstellbahnhof („Rosensteinviertel“) und Paketpostamt wäre auch ohne Stuttgart 21 möglich und
ebenso direkt mit dem Rosensteinpark verbunden.

Sehr geehrter Herr Drexler, Ihre Berichtigung zu meinem Kommentar stelle ich gern hier dazu und weise im aktuellen Blog darauf hin.

Mit freundlich Grüßen
Siegfried Busch

(Blog per Mail an Büro Drexler geschickt.)