Orwell 21

(Aus Rundbrief Engelhardt zum Jahresende, Link folgt):
„Ende 2018 hatten Hans Heydemann und ich ein 170-seitiges Gutachten zu den Brandschutz-M
ängeln vorgelegt. Wir hatten zahlreiche Richtlinienverstöße nachgewiesen. Etwa zu dem fehlenden Tunnel- Rettungskonzept, der unterdimensionierten Bahnsteigbreite, der zu geringen Personenzahl in der Eva- kuierung, dem fehlenden Nachweis der Machbarkeit des Projekts etc.

Das Aktionsb
ündnis gegen Stuttgart 21 hatte dieses Gutachten mit den Fragen zu den Richtlinienver- stößen an die Bahn und das Eisenbahn-Bundesamt geschickt. Die Bahn antwortete auf den Nachweis, dass die Genehmigung grob fehlerhaft sein müsse, schlicht, sie habe aber die Genehmigung erhalten. Die Richtlinienverstöße werden nicht entkräftet. Die Bahn behauptet sogar, das Gutachten eingehend geprüft zu haben, hat also wohl keine sachlichen Fehler entdeckt, sonst würden wir jetzt davon erfah- ren – eine schöne Bestätigung der Kritik.

Und in bestem Orwell'schen Doppeldenken zieht die Bahn das Fazit aus den nicht entkr
äfteten Brandschutzmängeln, dass Stuttgart 21 ein „Maximum an Sicherheit“ für die Reisenden biete – das Gegenteil ist richtig.“
_____________________________________________
In George Orwells Roman "1984" verkündet die Partei:
"Krieg ist Frieden.
Freiheit ist Sklaverei.
Unwissenheit ist Stärke."

Stuttgart 21:
„Unnützes ist rentabel
Murks ist Fortschritt
Überragendes ist Unsinn
Gefährlichkeit ist Sicherheit“

Und im Gegensatz zu Orwells Thesen hat es einen realen Hintergrund: Die Sinnhaftigkeit des Projekts, der verkehrliche Nutzen, einst mit „überragende Verkehrsbedeutung“ beworben, hat sich als Unsinn erwiesen.
Doch je teurer Stuttgart 21 wird, umso mehr profitieren Bahn und Bauwirtschaft, das Verkehrte ist das Rentable!